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hellblade senuas sacrifice

hellblade senuas sacrifice




 Spielbeschreibung:

Das Action-Adventure Hellblade: Senua‘s Sacrifice ist tief in der nordischen Mythenwelt verankert. Die Kriegerin Senua muss sich auf eine Heldenreise begeben, um ihre große Liebe Dillion vor dunklen Mächten zu bewahren. Ungewöhnlich für ein Videospiel ist die Tatsache, dass Senua unter einer Psychose leidet. Diese beruht auf traumatischen Erlebnissen, die im Spielverlauf zunehmend deutlicher werden. Während Spieler_innen Rätsel lösen, unheimliche Kreaturen bekämpfen und atmosphärische Schauplätze erkunden, wird schnell klar: Senuas Reise – die sie bis in die nordische Unterwelt führen wird – symbolisiert die Konfrontation mit ihren inneren Dämonen. 


Pädagogische Beurteilung:

Interaktives Intro

Hellblade beginnt mit einem interaktiven Vorspann, der einen guten Eindruck der zu erwartenden Stimmung transportiert. Aus der Schulterperspektive wird Senua gezeigt, die über einen nebelbehangenen Fluss rudert. Parallel können Spieler_innen die Kamera bewegen, um sich die Umgebung anzusehen. Sind zunächst Wrackteile von Wikingerschiffen zu erkennen, offenbart sich schon bald ein Bild des Grauens. Zuhauf passiert Senua gepfählte oder aufgeknüpfte Körper. Bedrückende Musik und unheimliche Soundeffekte verstärken das Gefühl drohenden Unheils. Während des Intros sind mehrere Stimmen zu hören, die gleichzeitig auf Senua einreden. Eine von ihnen fordert die junge Frau wiederholt dazu auf, umzukehren. Die Konflikte in Senuas Gedankenwelt übertragen sich umgehend auf die Spieler_innen. Während der gesamten Spielzeit werden die Stimmen die Hauptfigur begleiten. Manche versuchen, ihr Mut zuzusprechen und sie während ihrer Reise zu unterstützen. Andere versuchen, Senua zu verunsichern und sie teilweise gezielt zu falschen Spielentscheidungen zu bewegen. Das Stimmengewirr im Kopf der Protagonistin verstärkt viele Szenen in ihrer Intensität, mag von einigen Spieler_innen aber auch schnell als anstrengend empfunden werden.


Senuas Psyche beeinflusst die Spielmechanik

Nachdem Senua das Festland erreicht hat, übernehmen Spieler_innen die Kontrolle über die Spielfigur. Wie im Vorspann wird Senua im eigentlichen Spiel aus der Schulterperspektive gezeigt. Auf ein Tutorial, das die verschiedenen Spielmechaniken erklärt, wird verzichtet. Die Tastenbelegung kann in einem Menü nachgelesen werden. Einen nicht geringen Teil der Spielzeit werden Spieler_innen mit der Erforschung einer recht linearen Spielwelt verbringen. Gerade die enthaltenen Rätsel erfordern eine genau Auseinandersetzung mit der Umgebung. Grundlage der Umgebungsrätsel sind Verzerrungen in Senuas Wahrnehmung. Einerseits bewirken selbige, dass Spieler_innen sich nicht sicher sein können, was eigentlich real ist und was nicht. Andererseits bewirken sie, dass sich einzelne Bereiche der Spielwelt regelmäßig verändern und gezielt manipuliert werden können. Als Beispiel sei eine Stelle genannt, an der Senua die Möglichkeit hat, einen Ort sowohl in der Gegenwart als auch der Vergangenheit zu betreten. Wird in der Vergangenheit nun etwa eine Tür geöffnet, die in der Gegenwart verschlossen ist, wird die Tür von nun an auch in der Gegenwart geöffnet sein. Auch wenn der Schwierigkeitsgrad der Rätsel im Spielverlauf ansteigt, sind sämtliche Knobeleien mit etwas Nachdenken gut zu bewältigen. Leider bringt die hohe Anzahl an Rätseln den Erzählfluss aber bisweilen etwas ins Stocken. Mit circa sieben bis neun Stunden Spielzeit bleibt die Spieldauer überschaubar, gleichzeitig hätte eine etwas gestraffte Spielerfahrung der Erzähldynamik nicht geschadet.


Fokus liegt nicht auf Kampfhandlungen

Auch wenn es in regelmäßigen Abständen zu Kampfhandlungen kommt, dosiert Hellblade den Einsatz solcher Szenen. Wird ein bestimmter Punkt in der Spielwelt erreicht, muss sich Senua einer Welle von Gegnern stellen. Sind diese Widersacher besiegt, widmet sich Hellblade wieder anderen Spielelementen. Die Schwertkämpfe gegen untote Nordmänner und andere Kreaturen gehen leicht von der Hand und sind nicht übermäßig schwer gestaltet. Auf ein komplexes Kampfsystem wird verzichtet und auch die Anzahl an Gegnertypen ist überschaubar. Gelegentlich treten kleinere Kameraprobleme auf. Diese können zu kurzzeitigen Übersichtsproblemen führen. Eine Slow-Motion-Funktion verlangsamt Gegner, während Senua in normalem Tempo attackieren und ausweichen kann. Diese Funktion ist gerade gegen stärke Kontrahenten hilfreich, steht aber immer nur für eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Jeder Gegnertypus verfügt zudem über eine bestimmte Schwäche, die gezielt ausgenutzt werden sollte – insbesondere im Fall von Endgegnern. Einige Kämpfe besitzen für Senuas Charakterentwicklung eine tiefgehende symbolische Bedeutung. Wenn Kampfszenen nicht bloß der Action willen auftreten, entstehen regelmäßig starke Charaktermomente. Ohnehin ist Hellblade meist dann am stärksten, wenn Erzählung und Interaktion kaum voneinander zu trennen sind.


Optionales Wissen

Im Spielverlauf kann eine Vielzahl an Runensteinen entdeckt werden. Wird mit einem dieser Steine interagiert, trägt ein Erzähler in wenigen Sätzen einen Teil einer nordischen Mythengeschichte vor. Umso mehr Runensteine gefunden werden, desto mehr Hintergrundwissen können sich Spieler_innen aneignen. Für den eigentlichen Spielverlauf wird dieses Wissen nicht benötigt. Ein Mehrwert entsteht jedoch auch in der Hinsicht, dass die Geschichten oftmals in symbolischer Verbindung zu Senuas innerer Reise stehen. Von den Runensteinen abgesehen, wird auf optionale Spielinhalte verzichtet.


Audiovisuelle Meisterleistung

Vor Spielbeginn wird per Einblendung empfohlen, Kopfhörer zu verwenden. Spieler_innen, die Hellblade in voller Intensität erleben wollen, sollten diesen Rat befolgen. Ängstlichen Spieler_innen wird hingegen von diesem Schritt abgeraten. Durch die Verwendung von Kopfhörern erweist sich die Spielerfahrung als noch unmittelbarer und somit auch potenziell beängstigender. Wie viel Wert die Entwickler auf das Sound-Design gelegt haben, zeigt auch die Existenz einiger Sound-Rätsel. So muss Senua zum Beispiel ihren Weg aus einer dunklen Höhle herausfinden und sich dabei an verschiedenen Geräuschquellen orientieren, etwa dem Plätschern von Wasser. Akustisch wie optisch profitiert die dichte Atmosphäre in Hellblade auch von liebevollen Details wie einem plötzlich aufziehenden Gewitter oder dem Tosen von Wellen. Musik kommt nur an ausgewählten Stellen zum Einsatz. Durch den eindringlichen Soundtrack können sich jedoch positive wie negative Emotionen in ihrer Wirkung verstärken. Die Sprachausgabe überzeugt, liegt aber lediglich auf Englisch vor. Auf Wunsch können jedoch deutsche Untertitel aktiviert werden. Optisch beeindruckt Hellblade nicht nur durch seine Schauplätze, Wettereffekte und verschiedene Wahrnehmungsebenen. Besonders viel Aufwand wurde in die visuelle Darstellung Senuas gesteckt, bei der mit dem sogenannten „Motion-Capture-Verfahren“ gearbeitet wurde. Sowohl Mimik als auch Bewegungsabläufe entstammen den Aufnahmen einer realen Darstellerin, die anschließend am Computer bearbeitet wurden.


Kein Spiel für Minderjährige

Psychisch wie physisch erleidet Senua während des Spiels starke Schmerzen. Auch mit den Auswirkungen vergangenen Leids werden Spieler_innen schonungslos konfrontiert. Momente der Wärme und flüchtigen Glücks werden gezeigt, nur um im nächsten Moment von der Dunkelheit in Senuas Innerem verschlungen zu werden. Mehrfach sind Situationen zu erleben, in denen die Protagonistin kurz davor steht, die Waffen zu strecken und sich der Dunkelheit zu ergeben. „Wofür kämpfe ich eigentlich noch? Was gibt es jetzt noch für einen Sinn?“ Regelmäßig werden Spieler_innen mit derlei Fragen in Berührung gebracht. Letztlich wächst Senua jedoch über sich hinaus, steht immer wieder auf, hört nie auf zu kämpfen und stellt sich ihren größten Ängsten. Wie es der Figur nach Spielende ergehen wird, bleibt ungewiss, doch am Ende ihrer Reise wird sie etwas sehr, sehr Kostbares gewonnen haben: Hoffnung. Obwohl Spieler_innen mit einer positiven Botschaft entlassen werden, gehört Hellblade: Senua’s Sacrifice eindeutig nicht in die Hände von Minderjährigen. Die Spielerfahrung wird fast zwangsläufig emotionalen Stress auslösen. Besonders nervenaufreibend sind unter anderem Abschnitte, in denen unter Zeitdruck aus brennenden Umgebungen geflüchtet werden muss. Versagen die Spieler_innen, stirbt Senua einen grausigen Verbrennungstod. Grundsätzlich erhält dieser Titel einige sehr brutale Bilder, die selbst Erwachsenen tief unter die Haut gehen können.


Entwickler beweisen Fingerspitzengefühl

Sehr positiv ist anzumerken, dass sich Autor und Designer Tameem Antoniades seiner Protagonistin und ihrer Krankheit mit viel Fingerspitzengefühl nähert. Statt Senuas Leid einfach nur plakativ auszuschlachten, zeigt Antoniades spürbare Empathie für Senuas Situation. Diese Empathie dürfte sich schnell auf die meisten Spieler_innen übertragen. Bemerkbar macht sich in dieser Hinsicht auch, dass die Entwickler von mehreren Psychiatrie-Fachkräften unterstützt wurden. So fungierte etwa ein Professor der renommierten Cambridge-Universität dauerhaft als Berater des Projekts. Im Rahmen seiner Prämisse behandelt Hellblade eine ganze Reihe schwieriger Themen: Gewalt in der Familie, der Verlust geliebter Menschen, Isolation, Suizid oder der grausame Umgang mit psychischen Erkrankungen zu Senuas Lebzeiten. Der größte Verdienst von Hellblade: Senua’s Sacrifice besteht womöglich darin, dass sich die Entwickler an keinem dieser Themen die Finger verbrannt haben. 


Hinweis: Recht früh im Spiel wird darauf hingewiesen, dass jeglicher Spielfortschritt verloren geht, falls Senua zu oft ihr Leben verliert. Wie mittlerweile von vielen Spielewebseiten berichtet wird, trifft diese Aussage nicht zu. Die Intention hinter dieser „Falschaussage“ dürfte darin bestehen, Spieler_innen ein zusätzliches Gefühl von Druck zu vermitteln. 


Fazit:

Hellblade: Senua’s Sacrifice bietet volljährigen Spieler_innen ein faszinierendes, intensives aber auch verstörendes Spielerlebnis. Senuas Kampf gegen ihre inneren Dämonen berührt, beinhaltet aber auch viele Szenen, die emotionalen Stress auslösen können. Bemerkenswert ist, dass sich die britischen Entwickler von Ninja Theory dem Thema Psychose mit viel Empathie nähern. So wird die Thematik glücklicherweise nicht einfach als „Spezial-Fähigkeit“ einer Spielfigur ausgeschlachtet. Vielmehr stellt die Krankheit das Fundament dar, auf dem sowohl Handlung als auch große Teile der Spielmechanik aufbauen. Am Ende des Spiels bleibt eine hoffnungsvolle Botschaft, die jedoch nicht den Fehler begeht, in ein verkitschtes Heile-Welt-Szenario abzudriften. 

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